200 mal Kultur im Westerwald VORSITZENDER DER KLEINKUNSTBÜHNE MIT SELTENEM JUBILÄUM

WW. Seit fast 20 Jahren hat Uli Schmidt (Horbach) im unteren Westerwald die Westerwälder Kulturlandschaft mitgeprägt. Im Juni feiert er ein seltenes Jubiläum: ein Konzert am 20.6. in der evangelischen Kirche in Höhr-Grenzhausen wird seine 200. Kulturveranstaltung als ehrenamtlicher Organisator. Im Rahmen der Reihe "Musik in alten Dorfkirchen" spielt an diesem Tag die Band "Havana Open" aus Kuba.

Angefangen hat alles mit dem "Landjugendfest", dessen Organisation Schmidt 1984 als Vorsitzender der "Arbeitsgemeinschaft Jugend (AGJ) in der VG Montabaur" mit Unterstützung vieler Freunde übernahm. Drei Tage Kultur, Politik und Spass für junge Leute war Ziel des bunten Festivals. Daraus entstand 1986 dann die "Arbeitsgemeinschaft Kultur (AKU) im Westerwald" und nur zwei Jahre später entwickelte sich diese zur heute noch bestehenden "Kleinkunstbühne Mons Tabor e.V."

Zunächst folgten einige Jahre, in denen Schmidt und seine kulturbegeisterten Freunde viele Veranstaltungsformen wie "Kleinkunst auf Strassen und Plätzen", "Kleinkunst in alten Dorfsälen", "Kultur für Kurze" (also für Kinder), Silvestergala und sogar eine feste Bühne im Haus Mons Tabor der Kreisstadt testeten. Als Gründungsvorsitzender der Kleinkunstbühne Mons Tabor hat er dann aus den gesammelten Erfahrungen in den Folgejahren Westerwälder Kulturhighlights wie das "Festival of Folk & Fools", die "Westerwälder Kabarettnacht" und für den Kultursommer Rheinland-Pfalz die Konzertreihe "Musik in alten Dorfkirchen" entwickelt. Heute freuen sich die Kulturschaffenden der Kleinkunstbühne dabei über fast immer ausverkaufte Hallen und Kirchen. Nicht zu vergessen sind zusätzliche Aktionen wie die "Westerwälder Kulturzeit" und ähnliche Projekte, die Schmidt im Laufe der Jahre für die heimische SPD geplant und durchgeführt hat. Noch heute hält er daran fest: so mit einem "Kulturfest" am 5. Juni in Horbach - seiner 199. eigenen Veranstaltung. Dort werden das bekannte Kabarett "Bläck Aut" und die Irish-Folk-Gruppe "Fleadh" zu erleben sein.

Uli Schmidt würdigt die positive Entwicklung in der heimischen Kulturszene, die sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten vollzogen hat. So ist das Kulturangebot nach seiner Erkenntnis - auch durch Aktivitäten der Kommunen - wesentlich vielseitiger geworden. Der Spannungsbogen reicht von so unterschiedlichen Ansätzen wie dem bürgerlich-populären in Ransbach-Baumbach und den eher außergewöhnlichen Events in Hachenburg. Beides ist gut und sinnvoll! Besonders hervorzuheben ist jedoch das hohe Leistungsniveau der vielen Musik-, Theater und Gesangvereine, in denen auch die Jugendarbeit immer mehr Bedeutung gewinnt. Als besonders positive Beispiele nennt er das Blasorchester Daubach, das Amateurtheater "Oase" in der Kreisstadt und die A-Capella-Gruppe "Chordonbleu" aus seinem Heimatort Horbach, nicht zu vergessen die vielen Meisterchöre im Kreis.

Besonders wichtig ist Schmidt als Kulturveranstalter die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, die er im Kreis jedoch noch für stark unterentwickelt hält. "Kultur ist ein wichtiger weicher Standortfaktor für die Wirtschaft und wird noch weiter an Bedeutung gewinnen", ist sich Schmidt sicher. Er verweist darauf, dass seine Meinung auch von einer aktuellen Untersuchung des DIHK bestätigt wird. Für absolut notwendig hält er, das Kulturangebot im Kreis besser zu koordinieren.

Zwei Jahrzehnte Kulturarbeit und Einsatz für Verbesserungen sind allerdings nicht ganz ohne Enttäuschungen möglich gewesen. Enttäuscht war Schmidt besonders in den Anfangsjahren oft darüber, dass seine Aktivitäten aus parteipolitischer Motivation rund um die Kreisstadt mehr blockiert als unterstützt wurden. Trotzdem wurde schon Mitte der 90er Jahre der Plan entwickelt, den alten Bahnhof in Montabaur nach Inbetriebnahme des neuen zu einem florierenden Kulturzentrum zu entwickeln. Mangels jeglicher kommunaler Unterstützung wurde jedoch dieser Plan trotz Finanzzusage des Landes fallen gelassen. Seine erste eigene Veranstaltung wird Schmidt sicher auch nie vergessen: ein Konzert mit der bis dato noch wenig bekannten "Klaus Lage Band" hatte gefloppt. Schmidt musste seinen Ferienlohn als Werkstudent bei der damaligen Keramchemie in Siershahn zum Großteil dafür aufwenden, die Gage zu bezahlen. Wenige Wochen später, hatte Lage seinen ersten großen Hit und füllte alle Hallen.

Besonders stolz ist Schmidt auf die Aktiventruppe der Kleinkunstbühne: "Jede und jeder kann sich auf jeden und jede verlassen. Nur so ist ein professionelles Angebot mit rein ehrenamtlichen Kräften zu schultern", so der Kulturmacher. Schließlich gehe es dabei um viel Geld, das trotzdem oft kaum reiche, um in ländlicher Region hochwertige Kulturveranstaltungen anbieten zu können. Doch mit Hilfe vom Land Rheinland-Pfalz, Kreissparkasse, Naspa und der Gasversorgung Westerwald sei es immer irgendwie weitergegangen. So sei es mit Hilfe der Sponsoren auch möglich gewesen, im letzten Jahr für eine hohe Summe leistungsfähigere Lautsprecher und eine professionellen Ansprüchen genügendes Tonmischpult anzuschaffen. Jetzt sollen Missgeschicke wie bei einem Konzert 2003 in einer Kirche in Ransbach-Baumbach der Vergangenheit angehören, wo ein verträglicher Sound mittels fehlender technischer Möglichkeiten nicht machbar war.

Auch nach 200 "Events" muss man sich trotz aller Erfahrung natürlich noch mit wiederkehrenden Widrigkeiten oder unvermutet auftretenden Schwierigkeiten herumschlagen: etwa wenn bei ausverkauften Veranstaltungen Eintrittskarten vorbestellt und dann nicht abgeholt werden. Oder wenn, wie erst jüngst bei der "Westerwälder Kabarettnacht" passiert, ein Künstler wegen einem Übertragungsfehler im Internet nicht den Weg in die ausverkaufte Halle findet. "Das ist der Supergau für jeden Veranstalter!"

Erstmals bekamen Schmidt und seine "Kleinkünstler" 2003 eine Ehrung für ihr ehrenamtliches Kulturschaffen: die Landes-SGK (Sozialdemokratische Gemeinschaft für Kommunalpolitik) zeichnete die Kleinkunstbühne im Schloss Engers in feierlichem Rahmen mit dem ersten Kulturpreis aus. Landesweit hatten sich über 50 Organisationen und Kommunen um den begehrten Preis beworben. Gelandet ist er im Westerwald! Dort ist dieser Kommunalkulturpreis gut aufgehoben, schließlich spart die Kleinkunstbühne der Kommune viel Geld, da die für ihre Angebote weder Personal- oder Sachkosten, noch eine anfallende Unterdeckung bei Künstlergagen tragen muss.